Werte Besitzer eines Heckklappen-Schlosses mit "Kindersicherung",
nachdem ich vor ca. 6 Wochen einen Lösungsvorschlag (10.02.21 am Anfang dieses "Threads") gemacht habe und sich keiner gefunden hat, Ihn in die Tat umzusetzen, habe ich es nun selbst gemacht. Vorausschicken muß ich allerdings, daß ich mir vor 10 Jahren eine AKKU-MINI SCHLEIFMASCHINE zum Schmirgeln, Schleifen, Schneiden, Polieren, Gravieren, mit 60-teiligem Zubehör, für 9,99 € zugelegt hatte,-die lieben Chinesen machten es möglich. Sie schneidet auch härtestes Material, ohne Druck auf das Werkstück ausüben zu müssen. Die winzigen beigelegten Schneid-Scheiben haben einen Durchmesser von 2 cm und sind nicht einmal 1 mm stark.
Die Durchführung :
1. Heckklappe öffnen, Kofferraumabdeckung herausnehmen, Kofferraum leeren.
2. Vordersitze ganz nach vorne schieben und deren Lehnen nach vorne klappen.
3. Sitzfäche der Rückbank nach vorne kippen und deren Lehne flach legen.
Bis hierher waren das nur vorsorgliche Maßnahmen. Es ist sinnvoll und aufschlussreich die Klappe wieder zu schließen um zu beobachten, wie sich die Feder verhält, wenn man am Öffnungshebel zerrt, um die Klappe wieder zu öffnen !
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+Heckschloss Bild 1.JPG+ zeigt, wie sich die Feder bereits im unbetätigten Zustand krümmt und wie gering die Abstände zwischen deren Windungen sind.
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4. Die 6 Schrauben der unteren Abdeckleiste von der Heckklappenöffnung entfernen. Achtung: die äußeren Schrauben sind kleiner.
5. Abdeckleiste abnehmen und beiseite legen.
6. Den Seilzug am Betätigungshebel rechts am Schloss aushängen.
a. Dazu ist der Betätigungshebel nach links, gegen die Feder zu drücken und das Kunststoff-Endstück festzuhalten,
bis es nicht mehr in die Bohrung des Hebels ragt.
b. Nun die Feder und das Endstück gleichzeitig nach vorne drücken (in Fahrtrichtung). Der Zug ist nun ausgehängt !
7. Die Feder hat das Bestreben wieder auf die Federzentrierung des Endstücks zu rutschen und ist so für eine weitere
Bearbeitung in ungeeigneter Position.
8. Feder nach links vom Endstück ziehen und ein Streichholz, Zahnstocher oder eine aufgebogene Büroklammer in die
Feder stecken und einen Teil davon herausragen lassen. Nun ist die Feder fixiert und kann nicht mehr auf das Endstück
zurückrutschen. Sie befindet sich jetzt in optimaler Position.
9. Schutzbrille aufsetzen, mit einer Lupe das Arbeitsfeld vergrößern und mit der Trenn- bzw. Schneidscheibe einen Teil
der letzten Windung abtrennen.
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+Heckschloss Bild 2.JPG+ zeigt die Feder in Bearbeitungsposition und oben links im Bild ist der Kopf der Schleifmaschine mit der Schneidscheibe zu sehen.
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Ich habe stets kleine Teile abgetrennt, den Zug wieder eingehängt und getestet. Von der geöffneten Fahrertür aus konnte man den Öffnungsvorgang und das Verhalten der Feder sehr gut beobachten. Mit jedem Stückchen, das ich entfernt hatte wurde die Betätigung leichter. Bereits als ich 2 Windungen entfernt hatte, betrug die Kraft zum Öffnen nur noch die Hälfte (50%).
Nach Entfernung von weiteren 2 Windungen, also insgesamt 4 Windungen halbierte sich die erforderliche Kraft nochmals um die Hälfte, also auf gefühlte 25%. Also ein voller Erfolg ! Die Kuh ist vom Eis ! Von ursprünglich 20 Windungen sind jetzt noch 16 Windungen vorhanden. Der Abstand zwischen den einzelnen Windungen ist deutlich größer geworden und bei Betätigung wölbt sich die Feder nicht mehr nach außen.
Aber leider mußte ich nun am Betätigungshebel nahe der B-Säule erhebliches Spiel feststellen. Der Aktuatorhebel rechts am Schloss wurde nicht mehr in seine Endposition zurückgedrückt und ich mußte befürchten, daß sich der Zug am Bedienhebel an der B-Säule aushängen könnte. Ursächlich dafür war die deutlich verringerte Druckkraft der Feder.
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+Heckschloss Bild 3.JPG+ zeigt die Zange, wobei die untere verwendet wurde. Der verwendete Arbeitsbereich ist mit einem roten Draht markiert.
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Also mußte die ürsprüngliche Kraft der Feder wieder hergestellt werden. Dazu nahm ich eine Zange, wie sie oft in Kabelschuh-Sortimentkästen beigelegt ist. Im oberen Griffbereich der Zange ist eine Abisolierhilfe für 6,0 Draht vorhanden. Mit dieser Stelle drückte ich die keilförmige "Schneide" leicht und ohne Gewalt zwischen die Windung der Feder und das ringsherum, also 4 mal pro Windung, immer um 90 Grad versetzt. Der Erfolg war enorm, als alle Windungen behandelt waren, war die Druckkraft der Feder stärker als je zuvor. Besonders schön daran ist, daß die Feder nicht ausgebaut werden mußte um sie durch Überstrecken nachzuspannen. Ergänzend muß ich noch mitteilen, daß ich den linken Arm, der die Seilhülle stützt um 1 mm nach links gebogen habe (gemessen am Seileintritt). So hatte es Jan in seinem Beitrag (siehe oben) zuvor beschrieben.
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+Heckschloss Bild 4.JPG+ zeigt das Schloss mit der bearbeiteten Feder.
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Nachtrag:
Ich hoffe, daß ich die Änderung noch rechtzeitig durchgeführt habe und der Mechanik noch ein langes Leben beschieden ist. Immerhin wurde der Hebel 5 Jahre mit unverhältnismäßiger Gewalt malträtiert. (Werkstätten hatten erfolglos ein anderes Schloss eingebaut und in Buxtehude nachgefragt, Aussage: das ist ein Lada und das muß so sein.
Moderator Christian sieht ja die Ursache in den EU-Richtlinien (siehe seinen Beitrag oben) und ich denke daß er völlig Recht hat.
Um EU-Konform zu liefern, wurde das neue 2-Stufige Schloss eingebaut, dabei wurde nicht berücksichtigt, daß es einen größeren Arbeitshub benötigt als das Alte. Dazu hätte man eine andere Feder benötigt. Die Feder gehört aber nicht zum Schloss, sondern ist fester Bestandteil des Seilzuges. Leider wurde der alte Seilzug weiterverwendet.
Mit bestem Gruß
Andreas