Wegen der Notwendigkeit der Überfüllung des Getriebes gibt es bis jetzt drei Möglichkeiten. Entweder durch stark schräges Aufbocken, durch Einfüllen über die Schaltkulisse nach Entfernen der Mittelkonsole und Demontage der Schaltkulisse oder mittels Ölserviceventil wie z. B. das von Stahlbus. Alle Methoden funktionieren, sind aber mehr oder weniger aufwändig. Vor dem Hintergrund, dass Niva-Experten bei hoher Belastung des Getriebes einen Wechselintervall alle 10.000km oder einmal jährlich empfehlen, sind meiner Meinung nach alle drei Methoden mehr oder weniger mühselig. Aber egal nach welchem Intervall man wechselt, das Füllrohr von BSP verspricht da Abhilfe.
Zum Einbau hat BSP ein Einbauvideo produziert https://youtu.be/ikFBKmkWYJ4. Hier wird der Einbau in einem Niva mit Gleichlaufwellen demonstriert. Mein Niva ist aber mit den soliden Kardanwellen von Belkard ausgerüstet. Der Unterschied zu den Niva‘s mit Gleichlaufgelenkwellen ist der sehr knappe Freiraum im Bereich der Einfüllöffnung.
Geringer Platz bei Kardanwellen:

Dasselbe Problem stellt sich auch beim Stahlbusventil. Natürlich kann man dieses Ventil auch in die Ablassöffnung schrauben. Platz- u. Befüllproblem gelöst? Kommt darauf an. Dabei besteht der Nachteil, dass das Ventil weit nach unten heraussteht und im Wald und im Gelände gefährdet ist. Ein weiterer Nachteil ist, dass man beim Öl ablassen nicht sehen kann, ob sich im Öl dickere Metallstücke befinden oder diese sogar das Ventil verstopfen. Auch wäre ein Schaden erst durch Geräuschentwicklung oder andere Störungen feststellbar. Jedes Mal zum Ablassen das Ventil rausschrauben und zum Befüllen wieder reinschrauben ist für das filigrane Ventil bestimmt auch nicht zuträglich. Das Stahlbusventil habe ich jetzt in die Einfüllöffnung vom VTG geschraubt, das auch gerne mit einem Liter statt mit 0,75l befüllt werden kann.
Stahlbus im VTG:

Das Füllrohr wurde mit Peilstab, Hohlschraube und zwei Aludichtringen geliefert. Befestigt wird es mit einer im oberen Bereich befindlichen Lasche an der linken oberen Schraube der Getriebeglocke und mit der Hohlschraube in der Einfüllöffnung. Zu Testzwecken habe ich das Füllrohr montiert, ohne die Welle am VTG abzuschrauben. Dauer mit Öl ablassen u. auffüllen ca. 50min. Als Hilfe hatte ich Auffahrrampen. Besser und entspannter wäre wirklich, wie im Video auch angemerkt, die Welle am VTG abzuschrauben und runterhängen zu lassen. Nur muss man aufpassen, dass die Welle zusammenbleibt. Sicherheitshalber markieren, damit beide Stücke beim Zusammensetzen wieder die gleiche Postion haben. Ansonsten droht Unwucht in der Welle. Zeitlich wäre es mit demontierter Welle ein ähnlicher Aufwand, aber eben sicherer und entspannter.
Kaum Freiraum:


Das Füllrohr passt auf ganzer Länge perfekt. Nach der Montage sollte allerdings kontrolliert werden, ob das obere Ende des Rohres nicht an Bremsleitungen anliegt, die dort in dem Bereich verlegt sind. In meinem Fall musste ich nur eine Bremsleitung leicht wegbiegen und sicherheitshalber habe ich auch noch einen ca. 3cm langen 6mm Gewebeschlauch längs eingeschnitten und um die Leitung gelegt für den Fall, dass Motor und Getriebe mal etwas heftiger wackeln sollten.
Der zu kontrollirende Bereich der Bremsleitungen:

Das Einfüllen von Öl über einen Trichter ins Rohr geht echt flott. Schneller als mit Stahlbusventil und Handfüllpumpe. Mit dem Peilstab, der auch gleichzeitig das Rohr abdichtet, ist die Kontrolle des Füllstandes denkbar einfach.
Peilstab:

Mein Fazit:
-Das Füllrohr ist 100% passgenau und sehr gut verarbeitet
-Einfacher Einbau, wenn man der Einbauanleitung folgt
-Die einfachste und schnellste mir bekannte Methode, einen Ölwechsel am Getriebe durchzuführen
Ein absolut sinnvolles Teil. Sehr clever.