Schön wenn man einen Innenraum hat, aber wie vielleicht aufgefallen ist, ist der Genosse irgendwann mal "klammheimlich" in die väterliche Garage üebrsiedelt. Damit das möglich wird, wäre es halt schön, wenn er die rund 50m aus eigener Kraft schaffen würde.
Dazu musste auch technisch mal einiges unternommen werden, fairerweise ist der Zustand vom Genossen ziemlich genau so, wie man das von einem Auto erwarten würde, das zwischen 2 und 13 Jahren gestanden ist. (Der letzte Besitzer hatte ihn angeblich 2 Jahre, was ich nicht nachprüfen kann und abgemeldet wurde er 2009, was 13 Jahre her ist. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen.)
Hydraulik-Schlauch zwischen den Kupplungszylindern: Rissig
Die Plastikbehälter (alle) spröde wie Glas... oder schlimmer.
Also mal ein wenig Teile bestellt - einerseits die Neuteile, andererseits aber auch die Überholsätze (weil sie fast nix kosten), damit ich später die Originalteile als Ersatzteile zur Verfügung habe.
Was schon sehr erfreulich ist, beim Niva kommt man an solche Verschleißteile herrlich ran. Auch wenn mir nicht klar ist, warum man bei Lada nicht unten am Zylinder eine Hohlschraube gesetzt hat? Dann hätte man sich nämlich die relativ enge Biegung in der Gummileitung erspart.
Weil das Bremspedal beim Abladen vom Anhänger gleich mal das Bodenblech geküsst hat, kam der Hauptbremszylinder auch neu. Das Auspacken aus dem Wachspapier hat was herrlich nostalgisches für mich - erinnert an die Zeiten mit der Dnepr.
Da ich weder vorn noch hinten Bremsen hatte, hab ich einfach mal hinten angefangen. Dabei ist was unglaubliches passiert: Ein Mechaniker VOR mir hat die Auflageflächen und die Stehbolzen mit Antiseize eingeschmiert und ich hab die Trommel einfach so abgedrückt. Kein Gefluche, gar nix - einfach Trommel runter, Radzylinder tauschen, alles wieder zusammenbauen fertig.

g
Also vorne weiter machen - da war der Zustand etwas mehr so, wie ich das erwartet hätte - nicht tragisch, aber halt die Sachen lassen sich nicht einfach zerlegen. (Zu diesem Zeitpunkt sind die gräuslichen Alus schon Geschichte und er steht, wie sich das meiner Meinung nach gehört, auf anständigen, sauschweren Stahlfelgen mit Nokians die vermutlich älter sind als ich. Aber die Schläuche halten die Luft.)
Örgks.
Kleinteile (Federn, Stifte, Splinte) gibts später neu, die "Brillen" werden ein bissl gesäubert und an den Kontakpunkten abgestrubelt und dort mit Anti-Seize beschmiert. Für ein ziemlich verludertes Auto, ging das alles aber eigentlich immer noch recht gut.
So schief wie die Beläge abgefahren sind, ist da mind. einer der Kolben schon länger gehängt.
Ab hier bin ich etwas vom üblichen Modus Operandi abgewichen - die Bremskolben in meinen Zangen waren SEHR rostig (vernarbt), was soweit ich das bisher mitgekriegt hab, eher unüblich ist. Außerdem sind die Kolben in den NEUEN Fennox Zangen auch komplett gesteckt. Vermessung ergab, dass sie erstens eine gewaltige Streuung bei den Größen hatten (2-3/10mm), nicht rund waren und generell nicht ganz meiner Qualitätserwartung entsprachen. Für "Nachbauer" - das einzige was ich dazu sagen werde ist mit 30x51 (plus ein bissl Zugabe) kommt man als Ausgangsmaterial gut hin. Die Kolben in den Fennox Zangen erlauben sich außerdem ein nicht unerhebliches Maß an "Freiheiten" bei der Ausgestaltung der Features auf der Innenseite - hier im Bild ein originaler Kolben.
Und hier 6 neue aus eigener Fertigung.
Wenn man dann A) die Nuten wirklich feinsäuberlich reinigt und B) mit der guten ATE-Pasten nicht spart, dann flutscht der Spaß sehr zügig zusammen. (Das im Bild sind übrigens noch die originalen Zangen... ich hab dann ganz am Schluss bei beiden jeweils einen Nippel abgerissen...)
Mit Hitze und Kriechöl haben sich sogar die originalen Arretierungen (die Pins waren verkehrtherum drin - die haben nämlich auf einer Seite einen Nuppsi um in der Feder einzuspuren) rauslocken lassen. Der Zusammenbau war dann ein Fall von: wo sich Alu und Stahl berühren, darf man gut schmüren und dann eigentlich recht unspannend.
Überhaupt scheint die Strategie am Lada zu sein: wer nicht schmiert, verliert. Also die Pins gut mariniert eingesetzt, auf dass sie beim nächsten Mal auch wieder gut rausgehen. (Ja das sind noch die alten Beläge und auch rostige Scheiben, aber da der Lada noch ein Zeiterl stehen wird, passt das ganz gut. Außerdem können dann die alten Beläge mal den Rost runterrubbeln, was mir viel Sauerei erspart, sollte ich die Scheiben überdrehen müssen.)
Und dann wäre da noch das Thema mit dem Entlüften - ein Reserve-Deckel war dank des Tausch der Behälter ja noch vorhanden und als Motorradfahrer hat man ja irgendwie immer einen alten Schlauch rumliegen - glücklicherweise sogar einen der undicht war - also einen EZ-Bleeder selbst gebastelt.
Mit 0.5Bar am Behälter war das wohl das gemütlichste Bremsenentlüften an einem Auto, dass ich jemals gemacht hab.
Originalversion:
https://greasygreg.blogspot.com/2022/10 ... art-4.html