How to: (Reparatur-)Blech auf Holz-Klopfform herstellen
Verfasst: 30. Juli 2024, 15:35
Ich hatte ja in der Rubrik "Worüber ich mich heute freue" über meine selbstgebaute Riemenabdeckung für die Schlepperkreissäge (Blech Nr. 1 und Blech Nr. 2 berichtet und möchte hier nun etwas näher auf das "wie" eingehen.
Das ganze ist für Bleche am Niva vllt nicht so richtig gut zu übertragen, wobei - vielleicht auch schon.
Was brauchen wir? Also zuerst einmal das richtige Material und das wäre für meine Riemenabdeckung und auch Niva-Bleche erstmal Stahlblech. Aber nicht irgendeines, sondern Tiefziehblech der Güte DC04. Wer da etwas mehr zu lesen möchte, was das so heißt, der lese bitte hier: https://www.thyssenkrupp-materials-proc ... /dc01-dc07
Die Blechstärke am Niva habe ich noch nicht gemessen, sollte aber bei 0,8mm liegen. Es schadet aber auch nicht unbedingt ein Schippchen draufzulegen und 1,0mm zu nehmen. Mein Blech habe ich als 2m² Tafel von Firma Stöcker aus Bendorf, beim örtlichen Stahlhandel müsste ich eine ganze Palette abnehmen
Dann braucht es für die Holzform natürlich Holz, hier durchforste ich gern die Abschnittreste bei Hornbach und Bauhaus, da lassen sich für 3-5€ manchmal recht große Stücke Multiplex ergattern. Miltiplex ist besonders geeignet, Siebdruckplatte geht natürlich auch, naturgewachsenes Vollholz ist zu rissempfindlich.
Dann braucht es natürlich auch etwas spezielleres Werkzeug: Blechscheren: 1mm Blech ist mit Scheren ohne Hebelübersetzung schon herausfordernd, aber machbar. Es gibt rechte und linke Scheren, das hat damit zu tun, zu welcher Seite der Abfall nach unten weggeschert werden soll. Es gibt Durchlauf- und Konturenscheren, erstere sind für geradeaus in langen Bahnen, letztere für, ja Konturen also Kurven.
Zur Haltung der Scheren kann ich später auch noch etwas schreiben, das ist nämlich auch nicht ganz unwichtig…
Hämmer: Normale Schlosserhämmer sind nicht zu unterschätzen, aber mit der Gestaltung der Hammerbahn im Verhältnis zum Kopfgewicht sind hier schnell Grenzen gesetzt. Auch ist nicht für alle Arbeiten ein Stahlhammer gut, weshalb Kunststoff und Holzhämmer immer wieder die bessere Wahl sind.
Da das erste Blech Außenradien hat, reichten mir hier der Simplex-Hammer und der Schlichthammer links daneben, also die beiden rechten Hämmer im Bild. Für das zweite Blech mit seinen beiden Innenradien brauchte es dann noch den dritten Hammer.
Bei der Wahl der Hammerform ist sehr wichtig, was wir erreichen wollen: wollen wir strecken, stauchen, oder aber nur biegen oder Schlagmarken einebnen. Dazu gleich mehr!
Handfäuste/Dollies: Die Holzform ist irgendwann nicht mehr das alleinige Mittel der Wahl, das Blech sieht schon nach was aus, aber es fehlt das gewisse Etwas. Also Holzform rausnehmen und die Partien, die noch etwas zuwendung brauchen mit Hammer und Handfaust fein richten.
Hiergiebt es wieder eine große Auswahl an Formen um für sozusagen jede Anwendung das passende Teil zu haben. Auf dem Bild oben ist das „Komma“, darunter ein „Absatz“. Es gibt dann noch „Zehe“, „Diabolo“ und viele, viele mehr.
Dann sind noch eine Sammlung an Gripzangen, Schraubzwingen, Reißzirkel, Reißnadel, Stahllineal, eine Werkbank mit einem stabilen Schraubstock und eine Menge Ausdauer hilfreich.
Wie geht das nun: in meinem Fall hatte ich ja die Riemenscheiben und ihren Abstand als Fixmaße und ich wusste ungefähr wie viel Luft ich um alles herum haben wollte. Da das Blech über das ganze rüber soll, kann die Holzfom direkt diese Maße bekommen. Müsste das Blech irgendwo hineinpassen ist natürlich die Blechstärke zu berücksichtigen.
Bei dem Radius für die Rundung habe ich mich einmal nach den vorhandenen Fräsern für die Oberfräse gerichtet, wollte ihn aber möglichst groß haben, damit es beim Anrempeln der Säge nicht so doll an den Knochen schmerzt. Der Radius dürfte etwa ½“ haben. Das ist beim Zuschnitt des Blechs noch wichtig.
Da das Blech der Bearbeitung ausweichen will, braucht es noch einen Niederhalter, ein Holz mit der gleichen Form, aber so viel kleiner, dass der gesamte Teil des Blechs, der geformt werden soll, frei liegt.
Ich habe dann zusätzlich noch um dem Hammer etwas mehr Platz zu schaffen die Oberseite des Niederhalters mit einer Fase versehen. Holzform und Niederhalter versehe ich mit mindestens zwei Schrauben um die Lage zueinander zu sichern. Sinnvoll ist es diese gleich da unterzubringen wo später auch die Zentren für Zirkelschläge oder andere wichtige Maßfixpunkte sind.
Steht die Holzform fest kann sie auf das Blech übertragen werden. Dazu eignen sich Zentrierkörner sehr gut, so lassen sich die Bohrungszentren direkt auf das Blech verzugsfrei übertragen. Hier in produkt aus dem Hause Rennsteig - bitte hinsetzen bei den Preisen!
Dann folgt das Anreißen der Außenkontur.
Hierbei muss der Umschlag des Blechs um die Holzform berücksichtigt und addiert werden. Bei so einem einfachen Radius ist das ¼ des Kreisumfangs. Oder wie im Fall meines ersten Blechs einfach mal mit dem Bandmaß rüber gemessen
Es ist empfehlenswert immer so wenig Blech wie möglich umformen zu wollen. Bei meinem zweiten Blech z.B. wäre es ein Horror die beiden seitlichen Lappen so hoch noch in eine der Kurven laufen lassen zu wollen, sie müssten ja komplett auf ganzer Höhe gestaucht werden. Hier ist es besser das dann mehrteilig auszuführen und zu schweißen.
Ist der Anriss vollständig kann es an das Bohren der Löcher für die Schrauben der Lagesicherung und das Ausschneiden gehen.
Fortsetzung folgt...
Das ganze ist für Bleche am Niva vllt nicht so richtig gut zu übertragen, wobei - vielleicht auch schon.
Was brauchen wir? Also zuerst einmal das richtige Material und das wäre für meine Riemenabdeckung und auch Niva-Bleche erstmal Stahlblech. Aber nicht irgendeines, sondern Tiefziehblech der Güte DC04. Wer da etwas mehr zu lesen möchte, was das so heißt, der lese bitte hier: https://www.thyssenkrupp-materials-proc ... /dc01-dc07
Die Blechstärke am Niva habe ich noch nicht gemessen, sollte aber bei 0,8mm liegen. Es schadet aber auch nicht unbedingt ein Schippchen draufzulegen und 1,0mm zu nehmen. Mein Blech habe ich als 2m² Tafel von Firma Stöcker aus Bendorf, beim örtlichen Stahlhandel müsste ich eine ganze Palette abnehmen
Dann braucht es für die Holzform natürlich Holz, hier durchforste ich gern die Abschnittreste bei Hornbach und Bauhaus, da lassen sich für 3-5€ manchmal recht große Stücke Multiplex ergattern. Miltiplex ist besonders geeignet, Siebdruckplatte geht natürlich auch, naturgewachsenes Vollholz ist zu rissempfindlich.
Dann braucht es natürlich auch etwas spezielleres Werkzeug: Blechscheren: 1mm Blech ist mit Scheren ohne Hebelübersetzung schon herausfordernd, aber machbar. Es gibt rechte und linke Scheren, das hat damit zu tun, zu welcher Seite der Abfall nach unten weggeschert werden soll. Es gibt Durchlauf- und Konturenscheren, erstere sind für geradeaus in langen Bahnen, letztere für, ja Konturen also Kurven.
Zur Haltung der Scheren kann ich später auch noch etwas schreiben, das ist nämlich auch nicht ganz unwichtig…
Hämmer: Normale Schlosserhämmer sind nicht zu unterschätzen, aber mit der Gestaltung der Hammerbahn im Verhältnis zum Kopfgewicht sind hier schnell Grenzen gesetzt. Auch ist nicht für alle Arbeiten ein Stahlhammer gut, weshalb Kunststoff und Holzhämmer immer wieder die bessere Wahl sind.
Da das erste Blech Außenradien hat, reichten mir hier der Simplex-Hammer und der Schlichthammer links daneben, also die beiden rechten Hämmer im Bild. Für das zweite Blech mit seinen beiden Innenradien brauchte es dann noch den dritten Hammer.
Bei der Wahl der Hammerform ist sehr wichtig, was wir erreichen wollen: wollen wir strecken, stauchen, oder aber nur biegen oder Schlagmarken einebnen. Dazu gleich mehr!
Handfäuste/Dollies: Die Holzform ist irgendwann nicht mehr das alleinige Mittel der Wahl, das Blech sieht schon nach was aus, aber es fehlt das gewisse Etwas. Also Holzform rausnehmen und die Partien, die noch etwas zuwendung brauchen mit Hammer und Handfaust fein richten.
Hiergiebt es wieder eine große Auswahl an Formen um für sozusagen jede Anwendung das passende Teil zu haben. Auf dem Bild oben ist das „Komma“, darunter ein „Absatz“. Es gibt dann noch „Zehe“, „Diabolo“ und viele, viele mehr.
Dann sind noch eine Sammlung an Gripzangen, Schraubzwingen, Reißzirkel, Reißnadel, Stahllineal, eine Werkbank mit einem stabilen Schraubstock und eine Menge Ausdauer hilfreich.
Wie geht das nun: in meinem Fall hatte ich ja die Riemenscheiben und ihren Abstand als Fixmaße und ich wusste ungefähr wie viel Luft ich um alles herum haben wollte. Da das Blech über das ganze rüber soll, kann die Holzfom direkt diese Maße bekommen. Müsste das Blech irgendwo hineinpassen ist natürlich die Blechstärke zu berücksichtigen.
Bei dem Radius für die Rundung habe ich mich einmal nach den vorhandenen Fräsern für die Oberfräse gerichtet, wollte ihn aber möglichst groß haben, damit es beim Anrempeln der Säge nicht so doll an den Knochen schmerzt. Der Radius dürfte etwa ½“ haben. Das ist beim Zuschnitt des Blechs noch wichtig.
Da das Blech der Bearbeitung ausweichen will, braucht es noch einen Niederhalter, ein Holz mit der gleichen Form, aber so viel kleiner, dass der gesamte Teil des Blechs, der geformt werden soll, frei liegt.
Ich habe dann zusätzlich noch um dem Hammer etwas mehr Platz zu schaffen die Oberseite des Niederhalters mit einer Fase versehen. Holzform und Niederhalter versehe ich mit mindestens zwei Schrauben um die Lage zueinander zu sichern. Sinnvoll ist es diese gleich da unterzubringen wo später auch die Zentren für Zirkelschläge oder andere wichtige Maßfixpunkte sind.
Steht die Holzform fest kann sie auf das Blech übertragen werden. Dazu eignen sich Zentrierkörner sehr gut, so lassen sich die Bohrungszentren direkt auf das Blech verzugsfrei übertragen. Hier in produkt aus dem Hause Rennsteig - bitte hinsetzen bei den Preisen!
Dann folgt das Anreißen der Außenkontur.
Hierbei muss der Umschlag des Blechs um die Holzform berücksichtigt und addiert werden. Bei so einem einfachen Radius ist das ¼ des Kreisumfangs. Oder wie im Fall meines ersten Blechs einfach mal mit dem Bandmaß rüber gemessen
Es ist empfehlenswert immer so wenig Blech wie möglich umformen zu wollen. Bei meinem zweiten Blech z.B. wäre es ein Horror die beiden seitlichen Lappen so hoch noch in eine der Kurven laufen lassen zu wollen, sie müssten ja komplett auf ganzer Höhe gestaucht werden. Hier ist es besser das dann mehrteilig auszuführen und zu schweißen.
Ist der Anriss vollständig kann es an das Bohren der Löcher für die Schrauben der Lagesicherung und das Ausschneiden gehen.
Fortsetzung folgt...